Brigitte Espenlaub
Zeitschrift Info 3, Feuilleton 11/2002
Hinter der
Dunkelheit
Samos ‑ Nahe dem
Licht. Ein Requiem
Requiem nennt Manfred Grüttgen seinen ersten und bisher wohl einzigen Gedichtband. Er ist ein Requiem für seine 1998 verstorbene Frau (1955 bis 1998). Es war nicht allein die Gefährtin, die er verloren hatte, es waren dem Ehepaar vorher schon zwei Kinder in unterschiedlichem, aber frühem Alter gestorben. Für ein Leben fast zuviel. Ein Requiem für das Zuviel.
Dem Zuviel stand gegenüber oder entgegen ein Viel an Liebe, ein Viel an Zärtlichkeit, an Nähe. So sind diese Gedichte vielleicht auch nur ein einziges Gedicht, nichtnur eines der Trauer sondern des Jubels, das kulminiert in dem nachgestellten Zitat Meister Eckhardts: „Wahrhaftig, in der Dunkelheit findet man das Licht, wenn wir also trauern, dann ist uns dieses Licht am nächsten.“ So gehört hier beides zusammen, die Trauer und das Licht. „Die Harmonie der Welt / in den Elementen singen // hören. Griechischer Herbst, / dieser Künstler. Seine // WolkenÂspiele, Tür zum / Göttlichen, Reise ins //Unendliche, macht die / Welt kleiner, lehrt Verzicht, // ist Lächeln und ist Andacht.“